in memoriam
ort der erinnerung
dagmar mohn
dokumente
in dunklen tagen
impressum / kontakt
 

Ort der Erinnerung


   Ein Ort der Erinnerung an Dagmar Mohn

Der Vers auf der Eingangsseite drückt meine Gefühle angesichts des Todes von Dagmar aus: Unfassbar, wie das Leben im großen weiter geht, als sei nichts geschehen; doch für uns ist nichts mehr, wie es war. Auch Dagmar selbst fühlte sich von diesem Vers berührt. Nach ihrem Tod fand ich in ihrem Terminplaner einen Ausschnitt aus einer Traueranzeige mit diesem Vers. Aus meiner Erschütterung über Dagmars Tod resultiert auch ein großes Bedürfnis, die Erinnerung an diesen wertvollen Menschen wachzuhalten. Diese Website soll der Ort der Erinnerung sein.   

Diese Website erinnert an Dagmar Mohn. Sie erinnert an meine Frau, an die Mutter meiner Töchter, an die Schwester, Schwägerin und Tante, an die Nichte und Cousine, an die Schwiegertochter, an die Patentante, an die Freundin und an die Kollegin, an all das, was Dagmar für andere Menschen war und für sie bedeutete.

Dagmar hatte einen großen Freundeskreis. Sie war warmherzig und offen für jedermann, zeigte ehrliches Interesse an allen Menschen, mit denen sie privat und beruflich zusammentraf, und das spürten die meisten und dankten es ihr mit Sympathie und Zuneigung. Sie zeigte sich niemandem überlegen, auch wenn sie beruflich eine entsprechende Position einzunehmen hatte, und für ihre Familie und ihre Freunde war sie voller Fürsorglichkeit und immerwährender Hilfsbereitschaft. Ihr starker Wille, ihre Intelligenz, ihre unglaubliche Energie und ihre Loyalität waren markante Eigenschaften ihrer Persönlichkeit. Wenn Dagmar Freundschaft anbot oder eine Zusage machte, dann konnte man felsenfest darauf bauen. In der Ausübung ihres Berufs, zuletzt als Jugendrichterin am Amtsgericht Esslingen, vereinte sie soziale Verantwortung und fachliche Kompetenz in einer Weise, die ihr Anerkennung und Zuneigung auch von Menschen einbrachte, die mit ihr nur kurzen Kontakt hatten. Dagmars überraschender und früher Tod ist ein menschlicher Verlust, der weit über ihre Familie und ihren engeren Freundeskreis hinaus spürbar war und ist. Dagmars Abwesenheit bedeutet eine große Lücke im Leben vieler Menschen.

Einen besonders einschneidenden Verlust bedeutet Dagmars Tod für unsere beiden Töchter. Ihnen fehlt die Mama nicht nur im Alltag. Auch von ihrem früheren Leben kann ihnen Dagmar nun selbst nicht mehr erzählen und ihnen keine eigenen Eindrücke mehr davon vermitteln. Dagmar kann ihnen nicht mehr authentisch berichten, wie sie selbst zu dem Menschen wurde, als den ihre Töchter sie noch persönlich kennenlernten. Da wir uns erst relativ spät mit 33 Jahren trafen, kann auch ich über viele wichtige Ereignisse in Dagmars Leben - und damit über vieles von dem, was für Töchter am Leben ihrer Mutter im Laufe ihres eigenen Erwachsenwerdens von Interesse oder gar prägender Bedeutung ist - nichts aus eigener Anschauung berichten. Hier müssen Verwandte und Freunde Dagmars einspringen, die diese Kenntnisse aus eigenem Erleben vermitteln können.

Mit jedem Tag, den Dagmars Tod uns weiter von einem gemeinsamen Leben mit Dagmar trennt, geschehen kleine und große Ereignisse im Leben der Menschen, die zu Dagmars Familie und Freunden gehörten, an denen Dagmar selbst nicht mehr teilhaben, die sie nicht mehr miterleben darf. Dies ist für mich ein schrecklicher Gedanke, der mich jeden Tag aufs neue diesen furchtbaren Verlust spüren lässt. Für mich selbst war schon immer die Vorstellung ein zutiefst bedrückender Gedanke, das Leben und Aufwachsen unserer Kinder nicht miterleben zu dürfen. Für Dagmar ist dies tatsächlich bittere Realität geworden.

Nicht weniger bedrückend ist für mich auch der Gedanke, dass die Erinnerung an Dagmar und ihr Leben mit jedem Tag, den unser Leben fortschreitet, mehr und mehr verwischt werden könnte. Ein wenig tröstlich ist da die Vorstellung, dass diese Website ein Ort der gemeinsamen Erinnerung sein kann für alle Menschen, denen Dagmar etwas bedeutet hat.

Die Idee zu dieser Website ist aus meiner Trauer um Dagmars Tod und aus meinem Bedürfnis nach Erinnerungen entstanden. Die mit der Arbeit an dieser Website einhergehenden intensiven Erinnerungen an Dagmar sind einerseits schmerzhaft. Andererseits spüre ich, dass sie mir helfen den ungeheuren Schmerz zu bewältigen, den Dagmars Tod für mich bedeutet. Die Idee zu dieser Website entstand spontan und ich habe diese Idee unmittelbar umgesetzt, ohne mir zuvor weitere Gedanken über für und wider zu machen. Ich kann daher nur hoffen, dass diese Website auch bei Menschen, die sie in abgeklärterer Verfassung auf sich wirken lassen, positive Aufnahme finden wird. Wer mir hierzu seine Rückmeldung zukommen lassen oder selbst einen Beitrag zur Erinnerung an Dagmar im Rahmen dieser Website leisten möchte - sei es in Wort oder Bild - ist hierzu sehr herzlich eingeladen.


     Gustav Klimt, Die Musik (1895)         
Aufhebung

Sein Unglück
ausatmen können

tief ausatmen
so dass man wieder
einatmen kann

Und vielleicht auch sein Unglück
sagen können
in Worten
in wirklichen Worten
die zusammenhängen
und Sinn haben
und die man selbst noch
verstehen kann
und die vielleicht sogar
irgendwer sonst versteht
oder verstehen könnte

Und weinen können

Das wäre schon
fast wieder
Glück

Erich Fried

weiter zu: Dagmar Mohn - Kurzlebenslauf



Top